Ulmer Schule –



Dieser Artikel beschreibt spätgotische Künstler.
  • Die Designschule aus dem 20. Jahrhundert wird im Artikel Hochschule für Gestaltung Ulm beschrieben.
  • Die empirisch fundierte Psychoanalyse-Forschung wird im Artikel Ulmer Schule der Psychoanalyse beschrieben.
Unter der Bezeichnung Ulmer Schule werden einige Künstler der Spätgotik zusammengefasst, die in dieser Zeit in Ulm wirkten, dort ihre Werkstätten hatten oder aus Ulm stammten. Ulm galt als bedeutendes Zentrum der Spätgotik in Südwestdeutschland mit Ausstrahlung nach ganz Süddeutschland, Franken, Tirol, Südtirol und Graubünden. Aus dem Spätmittelalter, der Zeit zwischen dem ausgehenden 14. Jahrhundert und dem beginnenden 16. Jahrhundert, sind aus Ulm inzwischen etwa 55 Maler (Faßmaler, Glasmaler, Kunstmaler) und 25 Bildhauer und Bildschnitzer namentlich bekannt.


Martin Schaffners Altar, ein berühmtes Werk aus der Ulmer Schule, das gerahmt ist durch das Chorgestühl Syrlins


Das geschnitzte Chorgestühl im Münster von Michel Erhart und Jörg Syrlin, Meistern der Ulmer Schule

Inhaltsverzeichnis

  • Meister Hartmann (15. Jahrhundert), Vertreter des "weichen Stils" in der Ulmer Schule
  • Hans Multscher (* um 1400 in Reichenhofen bei Leutkirch, † 1467 in Ulm) als sehr früher Vertreter und quasi "Begründer" der Schule
  • Heinrich Multscher (* um 1400 in Reichenhofen, weitere Lebensdaten unbekannt), Bruder und wichtiger Mitarbeiter der Werkstatt Hans Multschers.
  • Hans Acker, Lebensdaten unklar, Glasmaler am Ulmer Münster um 1430
  • Jakob Acker der Ältere, Lebensdaten unklar, Glasmaler am Ulmer Münster im Übergang vom 13. zum 14. Jahrhundert, schuf das älteste Glasfenster dieser Kirche und gilt als Werkstattgründer der Künstlerfamilie Acker
  • Jakob Acker der Jüngere, Lebensdaten und Verwandtschaftsverhältnisse unklar, schuf den Altar in der Friedhofskapelle von Rißtissen signiert 1483
  • Michael Erhart (Schreibweise auch Michel Erhart), Bildhauer, von 1469 bis 1522 in Ulm nachweisbar
  • Gregor Erhart, Bildschnitzer (* 1470 in Ulm, † 1540 in Augsburg)
  • Hans Schüchlin (* um 1430 in Ulm; † 1502 oder 1505 in Ulm), Vorsitzender der Lukasgilde, Maler
  • Bartholomäus Zeitblom, Maler (* um 1455 in Nördlingen, † um 1518 in Ulm)
  • Die Bildschnitzer Jörg Syrlin der Ältere und sein Sohn Jörg Syrlin der Jüngere
  • Die Bildhauer Adolf Daucher (* um 1460 in Ulm, † um 1524 in Augsburg) und sein Sohn Hans Daucher
  • Daniel Mauch, Werkstattleiter (* 1477 in Ulm, † 1540 in Lüttich)
  • Jörg Stocker, Maler und Schwiegervater von Daniel Mauch, bis 1496 vielleicht ein Lehrer von Martin Schaffner
  • Niklaus Weckmann, Hauptmeister der Ulmer Bildschnitzer, 1481 mit größerer Werkstatt in Ulm
  • Martin Schaffner, Maler (* um 1478, † 1547 in Ulm), wobei die letzten Werke bereits der beginnenden Renaissance zuzurechnen sind.

Einige Künstler des 15. und 16. Jahrhunderts wirkten mit Vertretern der Ulmer Schule für eine gewisse Zeit oder für ein bestimmtes Projekt zusammen, zogen dann aber weiter und sind auch anderen künstlerischen Schulbildungen noch zuzurechnen.
  • Bernhard Strigel, Maler (* um 1460 Memmingen, † 1528 Memmingen)
  • Hans Holbein der Ältere, Maler, wirkte um 1493 mit beim Blaubeurer Altar

  • Meister der Biberacher Sippe - Stilistische Zusammenhänge werden erkannt, historische Quellen liegen bislang nicht vor.

  • Friedrich Herlin (* um 1430 in Nördlingen; † um 1500) war der Schwiegervater von Bartholomäus Zeitblom.

  • Hans Schäufelin (auch Schäufelein, Schäuffelein, Scheifelen, Scheuflin) (* um 1480/1485 wahrscheinlich in Nürnberg; † um 1538 oder 1540 in Nördlingen); er schuf für das Ulmer Münster 1515 einen Abendmahlsaltar, der heute den Kreuzaltar bildet.

  • Adam Kraft (* zwischen 1455 und 1460 in Nürnberg; † 1509) war als Bildhauer und Baumeister während seiner Wanderjahre in Ulm.
  • Jörg Lederer (* um 1470; † um 1550), seine genaue Lehrzeit in Ulm ist unbekannt.

Reinhard Wortmann (S. 43-45) unterscheidet insgesamt vier Generationen innerhalb der Ulmer Schule und benennt deren Hauptvertreter:
  • Erste Generation: Hans Multscher, der um 1400 geboren ist und den Aufschwung der Schule darstellt.
  • Zweite Generation: Michel Erhart, der um 1445 geboren ist.
  • Dritte Generation: Niklaus Weckmann, der um 1455 geboren ist.
  • Vierte Generation: Daniel Mauch, der 1477 geboren ist, der Ulm im Umfeld der Reformation wieder verlässt.

Teilweise wirkten die Künstler bei der Fertigung großer Aufträge zusammen, wie beispielsweise beim Hochaltar der Klosterkirche Blaubeuren aus dem Jahr 1493. Hier sieht man Hans Holbein den Älteren an der Seite von Michael Erhart. Beim Chorgestühl des Ulmer Münsters arbeiten, wie man inzwischen rekonstruiert hat, Jörg Syrlin der Ältere und Michael Erhart zusammen.

Auch lassen sich mannigfaltige familiäre Bindungen untereinander ausmachen; z.B. Hans Multscher und Heinrich Multscher wirkten als Brüder gemeinsam an großen Kunstprojekten, Hans Schüchlin ist Schwiegervater von Bartholomäus Zeitblom, Jörg Stocker ist Vater des Malers Anton Stocker und Schwiegervater von Daniel Mauch, Michael Erhart hatte die Künstlersöhne Gregor Erhart und Bernhard Erhart hervorgebracht. Des Weiteren lassen sich reiche stilistische Abhängigkeiten beschreiben.

Die Mitglieder der Bildhauer und Maler waren in Ulm in der Kramerzunft organisiert. Damit hatten sie über die Zünfte in der Stadtregierung auch einen gewissen politischen Einfluss.
  • Hans Schüchlin war Zunftmeister von 1494 bis 1500
  • Niklaus Weckmann wird als Zwölfermeister 1499 bezeichnet
  • Jörg Sylin der Jüngere war von 1483 bis 1516 Zunftmeister der Schreiner

Die Lukasgilde hatte ab 1473 in Ulm ihren Sitz in der Kirche St. Michael zu den Wengen. Als ein Vorsitzender dieser Bruderschaft ist Hans Schüchlin überliefert. Ob die nach der Bombennacht 1944 übriggebliebenen Kunstwerke dort tatsächlich auf die Lukasgilde und auf einen Lukasaltar für Maler und Bildhauer noch zurückzuführen sind, ist unsicher.

Hans Koepf stellte 1963 fest, dass die Ulmer Schule "eine erstaunliche Leistung" ist, "wie sie kaum eine zweite Stadt in Deutschland aufzuweisen hat". Zu bedenken ist dabei, dass "keine zweite Stadt in Deutschland durch den Bildersturm so verheerende Einbußen erlitt wie gerade Ulm".Reinhard Wortmann meinte 1993, in der Ulmer Kunst sei eine "Tendenz zum Gigantischen als Ausdruck von Macht und Reichtum" zu verspüren". Eine Folge davon sei, "dass nicht in allen Stücken die künstlerische Qualität mithalten konnte".




Das Ulmer Museum - ein Ort, an dem die Ulmer Schule ausführlich dokumentiert ist und welches in Sonderausstellungen sich um die Erhellung der Zusammenhänge müht.
  • Ulmer Museum
  • Ulmer Münster

  • Barbara Maier-Lörcher: Ulmer Kunst um Ulm herum. (Spätgotische Altäre und Einzelbildwerke aus 50 Kirchen). Ulm 1996
  • Barbara Maier-Lörcher: Meisterwerke Ulmer Kunst", Ostfildern 2004, ISBN 3-7995-8004-2
  • Barbara Schäuffelen, Joachim Feist: Ulm - Porträt einer Stadtlandschaft, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0484-5 (Seite 171)
  • Hans Koepf, Das große Jahrhundert der Ulmer Malerei, in: Schwäbische Kunstgeschichte, Bd. 3, Jan Thorbecke Verlag Konstanz 1963, S. 35-40
  • Heinz Koppenhöfer, Altäre Ulmer Meister. Kleinode in Dorfkirchen der Schwäbischen Alb, Metzingen 1993. ISBN 3-87785-020-0
  • Kataloge des Ulmer Museums - Katalog I. (Katalogbearbeitung: Gerald Jasbar und Erwin Treu). Ulm 1981
  • Wolfgang Lipp: Begleiter durch das Ulmer Münster, Langenau 2005, ISBN 3-88360-011-3.
  • Erhard John: Die Glasmalereien im Ulmer Münster, Langenau 1999, ISBN 3-88360-067-9.
  • Franz Härle: Das Chorgestühl im Ulmer Münster, Langenau 2000, ISBN 3-88360-115-2.
  • Gerhard Weiland: Die Ulmer Künstler und ihr Zunft, in: Meisterwerke massenhaft. Die Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann und die Malerei in Ulm um 1500, hrsg. vom Württembergischen Landesmuseum Stuttgart, 1993, ISBN 3-929055-25-2, S. 369-388
  • Reinhard Wortmann: Ulm als Kunstmetropole Schwabens. Ulmer Kunst - Kunst in Ulm, in: Meisterwerke massenhaft. Die Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann und die Malerei in Ulm um 1500, hrsg. vom Württembergischen Landesmuseum Stuttgart, 1993, ISBN 3-929055-25-2, S. 29 - 46



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