Wiener Neustädter Altar –

(Weitergeleitet von Meister des Friedrichaltars von 1447)


Festtagsseite des Wiener Neustädter AltarsDer Wiener Neustädter Altar in der Domkirche St. Stephan zu Wien, der auch „Friedrichsaltar“ genannt wird, ist ein Pentaptychon, ein Wandelaltar mit einem Hauptschrein, zwei beweglichen Außen- und zwei beweglichen Innenflügeln. Der Schrein ist mit Skulpturen versehen, die Vorderseiten der Innenflügel sind mit Reliefs, die übrigen Flügelseiten mit Gemälden geschmückt. Die Schnitzarbeiten sind teils farbig gefasst, teils vergoldet. Der Altar ist ein Marien- und ein Allerheiligenretabel.

Inhaltsverzeichnis




Der Wiener Neustädter Altar befindet sich im Frauenchor des Wiener Stephansdoms seit 1952Der Altar gilt als Stiftung von König Friedrich IV., dem späteren Kaiser Friedrich III., für die Kirche des Zisterzienserstifts Neukloster in Wiener Neustadt. Auf der Predella des Altars ist zweifach die Aufschrift 1447 A.E.I.O.U. angebracht. Mit der Datierung auf 1447 ist er der älteste Doppelflügelaltar, der in Österreich noch erhalten ist. A.E.I.O.U. ist ein habsburgischer Wahlspruch, den König Friedrich IV. als Signatur verwendete. Friedrich hatte seine Residenz in Wiener Neustadt und ist auch Stifter des Zisterzienserklosters. Die Forschung geht davon aus, dass das Retabel mit seiner Schreinarchitektur, den Skulpturen und Gemälden um 1447 in der Werkstatt des Friedrichsmeisters gefertigt wurde, die wohl in Wiener Neustadt zu lokalisieren ist.[1]Der Friedrichsaltar blieb bis ins 19. Jahrhundert an seinem ursprünglichen Aufstellungsort. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten wurde das Neukloster 1881 dem Stift Heiligenkreuz inkorporiert. Dessen Abt Heinrich Grünbeck entschloss sich zum Verkauf des Retabels an das Domkapitel von Sankt Stephan in Wien, um es vor dem Verfall zu retten. So kam der Altar 1884 in den Wiener Stephansdom, wo er nach einer Restaurierung 1885 zuerst im Apostelchor aufgestellt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Dom schwer beschädigt und der Wiener Neustädter Altar fungierte im Osten des Langhauses als Hochaltar. Im Jahre 1950 wurde er erneut restauriert und 1952 in den Frauenchordes Domes versetzt. Bei diesen beiden Renovierungen wurde aufgrund mangelhafter Kenntnisse der Originalzustand des Retabels verändert, das harmonische Aussehen erheblich beeinträchtigt. Die letzte Restaurierung dauerte von 1986 bis 2004, kostete 1.300.000 Euro und hatte zum Ziel, den Originalzustand wiederherzustellen.

Der Wandelaltar hat zwei bewegliche Außen- und zwei bewegliche Innenflügel, die einen Wechsel zwischen drei Schauseiten ermöglichen. Sowohl die Außenflügel als auch die Rückseiten der Innenflügel sind bemalt. Die Vorderseiten der Innenflügel und der Hauptschrein sind mit Schnitzwerk versehen. Die Schnitzfiguren des Retabels bestehen aus Lindenholz, die Architekturteile aus Fichtenholz. Die Höhe des Retabels einschließlich der Predella beträgt viereinhalb, die Breite bei geöffneten Flügeln etwa fünfeinhalb Meter. Damit ist es eines der größten gotischen Flügelretabel in Österreich. Ursprünglich hatte der Altar mit Mensa und Gesprenge eine Gesamthöhe von etwa zehn Metern. Das Gesprenge ist verloren gegangen, die Mensa steht noch in der Neuklosterkirche in Wiener Neustadt.Grundlegendes Programm für die Ausgestaltung des Altares ist die Allerheiligenlitanei[2]. Das wird vor allem an der Alltags- und der Sonntagsseite deutlich, wo auf 72 Plätzen mehr als 72 Heilige dargestellt werden. Die Litanei beginnt mit der Anrufung der Dreifaltigkeit und Mariens. Das Retabel, das der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht ist, zeigt auf der Festtagsseite Tod, Aufnahme Mariens in den Himmel durch Christus und neben der Krönung Mariens durch Gottvater eine trinitarische Marienkrönung.




Schema der AlltagsseiteDie geschlossenen Flügel sind in acht rechteckige Tafeln unterteilt. Je Flügel sind es vier Tafeln im Querformat, die mit Darstellungen von Heiligen bemalt sind. Jede Tafel beherbergt eine Dreiergruppe. Auf der Alltagsseite dominieren die Farben, Vergoldungen kommen nur spärlich vor. Infrarotuntersuchungen der Flügelgemälde bei der letzten Restaurierung zeigten, dass die ursprünglich in schwarzer Schrift angegebenen Heiligennamen weiß übermalt worden sind. Dabei wurden die Namen in der Gruppe der drei ungarischen Herrscher vertauscht. Von links nach rechts sind also nicht Emmerich, König Stephan I. und König Ladislaus I. dargestellt, sondern Ladislaus I., Emmerich und Stephan I., der auch an seinem Wappen erkennbar ist.
  • Katharina, Helena, Margareta (17)
  • Apollonia, Barbara, Dorothea (18)
  • Lucia, Anna selbdritt, Maria Magdalena (19)
  • Kunigunde, Ursula, Afra (20)
  • Odilia, Elisabeth von Thüringen, Cäcilia (?) (21)
  • Leodegar (?), Unbekannter Heiliger, Erhard von Regensburg (?) (22)
  • Ladislaus I. (König von Ungarn), Emmerich (ungarischer Prinz), Stephan I. (König von Ungarn), (23)
  • Jodok (Einsiedler und Pilger), Unschuldige Kinder, Theobald von Provins (Einsiedler) (24)

Die geschlossenen Flügel der Predella sind mit gemalten Szenen aus der Passion Christi geschmückt:
  • Christus am Ölberg (29)
  • Kreuzigung Jesu (30)
  • Geißelung Jesu (31)
  • Dornenkrönung Jesu (32)




Schema der SonntagsseiteDie Flügel sind in 16 rechteckige Tafeln gegliedert, die mit Gemälden von Aposteln und Heiligen in Dreiergruppen versehen sind. Mit den acht Tafeln der Alltagsseite sind es 24 Tafeln, also 72 Plätze für Heilige. Dass die Zahl der Plätze nicht mit der Zahl der Heiligen übereinstimmt, liegt an drei Ausnahmen. Im Feld 15 besteht die Gruppe aus vier Heiligen, mit Anna selbdritt im Feld 19 gibt es eine Fünfergruppe und die unschuldigen Kinder im Feld 24 lassen eine zahlenmäßige Festlegung gar nicht zu. Durch Infrarotaufnahmen konnten viele Heilige sicher identifiziert werden, unter anderen Heinrich II. und Sigismund von Burgund. Einige muss man immer noch mit Fragezeichen versehen, andere sind gänzlich unbekannt geblieben.[3] Abgesehen von einer Ausnahme gibt es Probleme mit der Identifizierung nur in der dritten Reihe von oben, also bei den Tafeln 9 bis 12, 21 und 22, da es in diesem Bereich keinerlei Namensinschriften gibt.
  • Petrus, Andreas, Paulus (1)
  • Johannes Evangelist, Johannes der Täufer, Clemens von Rom (?) (2)
  • Jakobus der Ältere, Bartholomäus, Judas Thaddäus (3)
  • Sebastian, Georg, Veit (4)
  • Florian, Wenzel, Koloman (5)
  • Oswald, Kaiser Heinrich II., Ludwig IX. von Frankreich (6)
  • Christophorus, Karl der Große, Sigismund von Burgund (7)
  • Rupert, Urban I., Blasius (8)
  • Erasmus, Sixtus II. (?), Ulrich (9)
  • Unbekannter Heiliger, Nikolaus, Unbekannter Heiliger (10)
  • Wolfgang, Martin, Unbekannter Heiliger (11)
  • Unbekannter Heiliger, Unbekannter Heiliger, Unbekannter Heiliger (12)
  • Fridolin, Erzengel Michael, Achatius (13)
  • Benedikt, Antonius, Bernhard von Clairvaux (14)
  • Mauritius, Stephan, Thomas, Matthias (15)
  • Leonhard, Sebaldus, Ägidius (16)




Schema der FesttagsseiteDer Hauptschrein ist waagerecht geteilt. Im oberen Feld (I) wird die Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit thematisiert. In der Mitte des unteren Teils (II) sitzt Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß auf einem Thron, flankiert von zwei Engeln, die auf den Armlehnen knien. Marias Füße ruhen auf dem Halbmond, dessen versilbertes Gesicht dunkel oxydiert ist. Während über den anderen Szenen der Festtagsseite Kielbögen angebracht sind, befinden sich Maria und die beiden weiblichen Heiligen, die zu beiden Seiten des Throns stehen, unter mit Maßwerk verzierten Rundbögen. Unter den Füßen der linken Heiligen liegt ein mit einem Bogen bewaffneter gekrönter Mann. Bei der Restaurierung 1885 wurde die Heilige durch die Beigabe eines Turmes als Barbara gekennzeichnet. Zur gleichen Zeit erhielt die andere Heilige ein Schwert und wurde durch dieses Attribut zur Heiligen Katharina.[4]An beiden Seiten des Schreinrahmens sind je drei Apostelfiguren angebracht. Von oben nach unten sind links Johannes, Simon und Jakobus der Ältere, rechts Petrus, Paulus und Andreas zu sehen. In der Maßwerkzone über der Marienkrönung befinden sich vier Figuren. Von links nach rechts sind es die Statuen von Benedikt, von der Gottesmutter als Schmerzensmaria, von Christus als Schmerzensmann und von Bernhard von Clairvaux.

Auf den geöffneten Innenflügeln sind Reliefs mit Motiven aus dem Leben von Maria und Jesus angeordnet:
  • Krönung Mariens durch Gottvater (A)
  • Geburt Christi (C)
  • Tod Mariens und ihre Aufnahme in den Himmel durch Christus (B)
  • Anbetung der Könige (D)




Schrein der PredellaNach Öffnung der Flügel ist der figurlose Schrein der Predella sichtbar. Er weist acht gotische, goldumrahmte Maßwerkfenster auf rotem Hintergrund auf, hinter denen Reliquien aufbewahrt wurden. Die Jahreszahl 1447 und der Schriftzug A.E.I.O.U. sind zweimal in schwarzer Schrift auf kleinen weißen Tafeln oben in der Mitte zu erkennen.Die Flügel der geöffneten Predella zeigen ebenfalls Motive aus dem Leben von Maria und Jesus:
  • Verkündigung des Herrn (25)
  • Mariä Heimsuchung (26)
  • Christi Geburt (27)
  • Anbetung der Könige (28)

  • von Baldass, Ludwig. Der Wiener Schnitzaltar. In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien NF IX (1935).
  • Benesch, Otto. Der Meister des Krainburger Altares. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte VII (1930), S. 120.
  • Benesch, Otto. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch. Westdeutsches Jahrbuch für Kunstgeschichte NF 1 (1930), S. 66.
  • Buchowiecki, Walther. Geschichte der Malerei in Wien. In: Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe VIII, S. 24.
  • Demus, Otto. Der Meister von Gerlamos. In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien NF XII (1938), S. 103.
  • Garzarolli-Thurnlackh, Karl. Die steirischen Malerschulen bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. In: Das Joanneum 3 (1943), S. 217.
  • Oettinger, Karl. "Meister des Friedrichsaltares von 1447": In: Jahrbuch der preussischen Kunstsammlung 58 (1937), S. 227ff.
  • Pächt, Otto. Österreichische Tafelmalerei der Gotik (Augsburg u.a. 1929), S. 71.
  • Stange, Alfred. Deutsche Malerei der Gotik, Bd. 11: Österreich und der ostdeutsche Siedlungsraum von Danzig bis Siebenbürgen in der Zeit von 1400 bis 1500 (München/Berlin 1961), S. 33f.
  • Strohmer, Erich. "Die Malerei der Gotik in Wien". In: Richard Kurt DONIN, Geschichte der bildenden Kunst in Wien, Bd. 2: Gotik (Wien 1955), S. 190.
  • Zykan, Marlene. Der Stephansdom. Wien, Hamburg 1981. ISBN 3-552-03316-5
  • Der Stephansdom. Geschichte, Denkmäler, Wiederaufbau. Ausstellung veranstaltet von der Dom-und Metropolitankirche zu St. Stephan im Österreichischen Museum für angewandte Kunst, Wien. Sept.-Nov. 1948. Hrsg. von Rudolf Bachleitner (Wien 1948), S. 63. Nr. 199, 200.
  • Geschichte und Beschreibung des St. Stephansdomes in Wien. Bearbeitet von Hans Tietze. Mit Planaufnahmen von Michael Engelhart (= Österreichische Kunsttopographie 23, Wien 1931), S. 273ff.
  • Meister des Friedrich-Altares von 1447. In: Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 37 (Leipzig 1950), S.108.
  • Österreichische Galerie Belvedere (Hrsg.): Der Wiener Neustädter Altar in St. Stephan in Wien (Wien 2004)

  • Der Wiener Neustädter Altar in St. Stephan in Wien, Seite 7
  • Der Wiener Neustädter Altar in St. Stephan in Wien, Seite 9
  • Der Wiener Neustädter Altar in St. Stephan in Wien, Seite 15
  • Der Wiener Neustädter Altar in St. Stephan in Wien, Seite 17


  •  Commons: Wiener Neustädter Altar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Der Wiener Neustädter Altar. "Unser Stephansdom" - Verein zur Erhaltung des Stephansdoms, abgerufen am 11. September 2009. 
    • Alois Penall, Gerhard Bittner: Wiener Neustädter Altar im Dom von St. Stephan, Wien. In: Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. N.F. 29.. Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Kulturreferat, 28. Mai bis 30. Oktober 1966, S. 401, abgerufen am 11. September 2009 (Ausstellung Friedrich III. Kaiserresidenz Wiener Neustadt.). 
    48.20833333333316.372777777778Koordinaten: 48° 12′ 30″ N, 16° 22′ 22″ O}

    Meister des Jakobialtars –

    Meister des Jakobialtars ist der Notname des um 1420 bis 1435 tätigen Bildschnitzers und Malers, der den früheren gotischen Hochaltar der Jakobikirche in Lübeck geschaffen hat. Der Altar gelangte im 18. Jahrhundert in die Marienkirche nach Neustadt-Glewe und befindet sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Neustädter Altar in der Mittelaltersammlung des Staatlichen Museums Schwerin im Schloss Güstrow.Der für diesen Künstler den Notnamen gebende Altar von 1435 ist neben dem heute im St.-Annen-Kloster Lübeck befindlichen Grönauer Altar aus der Aegidienkirche der einzige weitere mittelalterliche Hochaltar einer der Lübecker Hauptkirchen. In den Kirchenbüchern von St. Jakobi finden sich über das weitere Schicksal dieses Altars keine Nachweise. Er muss allerdings in Jakobi bis zum 2. Mai 1717 abgebrochen worden sein, da an diesem Tag der barocke Hauptaltar von Hieronymus Hassenberg eingepredigt wurde. Aus mecklenburgischen Quellen ist bekannt, das der gotische Altar nach Neustadt-Glewe verschenkt wurde, wo 1728 die dortige Marienkirche ausgebrannt war.[1] Dort wurde er 1746 erneut aufgestellt. 1841 gelangte er in die Sammlung von Großherzog Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin und damit in die Sammlung des heutigen Staatlichen Museums.Der Marienkrönungs-Altar zeigt auf den Außenseiten Malereien, die an Conrad von Soest und den Hamburger Meister Francke erinnern. Aufgrund der Ähnlichkeit zum ehemaligen gotischen Hauptaltar der Marienkirche in Lübeck wurde der Meister des Jakobialtars zum Teil als Schüler des Meisters des (ehem.) Hochaltars der Marienkirche in Lübeck [2] oder auch als ein und dieselbe Person angesehen[3] Die figürlichen Arbeiten der Feiertagsansicht erinnern an die Marienstatue des Junge-Altars der Nikolaikirche in Stralsund.[4]

    • Johannes Baltzer und Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring: Lübeck 1920, S. 340-342. Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9
    • Götz J. Pfeiffer: „Im Chor war früher der hohe Altar von Holtz geschnitten“. Zur Geschichte und Malerei des Coronatio-Retabels von 1435 aus St. Jakobi zu Lübeck, in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, 87, 2007, S. 9-40.
    • Karl Schäfer: Geschichte der bildenden Kunst in Lübeck. In: Fritz Endres (Hrsg.): Geschichte der Freien und Hansestadt Lübeck. Lübeck 1926, S.113-170, (145f.).

  • Lisch, Jahrbücher des Vereins für mecklenb. Gesch. u. Altertumskunde 38 (1873), S. 198 f.
  • Dexel-Brauckmann in ZVLGA 19, S. 8 f. und S. 11 f.
  • R. Struck in ZVLGA 13, S. 112 ff. (S.118) vermutet den Lübecker Maler Jakob Hoppener, der für 1407-1453 in Lübeck nachgewiesen ist.
  • So R. Struck, aaO. S. 116.
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    EsraMeister –

    Als Esra-Meister[1] oder Meister des Buches Esra der Wenzelsbibel[2] wird einer der Buchmaler bezeichnet, die um 1400 die Wenzelsbibel mit über 640 großformatigen Miniaturen ausgemalt haben. Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seinen Notnamen nach den vom ihm geschaffenen Miniaturen im Buch Esra.Die Bilder des Esra-Meister sind realitätsnah, was den Einfluss des in Europa aufkommenden neuen realistischen Stils zeigt. Dies wird zum Anlass genommen eine Lehrzeit des Künstlers in Flandern zu vermuten.Wie alle in der sogenannten Wenzelswerkstatt tätigen Künstler folgte auch der Esra-Meister den auf den Seiten teilweise noch zu findenden Anweisungen, welche und wie eine Szene bildlich zu gestalten ist. Dies deutetet auf seine Arbeit unter einer Werkstattleitung hin, die die Gesamtausgabe der Webzelsbibel koordinierte.

    Neben den Miniaturen in der Wenzelsbibel, die dem Esra-Meister seinen Notnamen geben werden ihm durch Stilvergleich noch weitere Illuminationen in anderen Manuskripten zugeordnet.
    • Wenzelsbibel, (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Vindob. 2761]), um 1400
    • Willehalm-Codex für König Wenzel IV. (Wien, Österreichischen Nationalbibliothek, Cod. Ser. n. 2643; um 1400
    • Brevier für Propst Johann von Raudnitz, (Prag, Nationalmuseum, Cod. XIII C 1). um 1394
    • Herzogenburger Moralia, Stift Herzogenburg, Stiftsbibliothek des Augustiner-Chorherrenstift, Cod. 94/1 und 2[3]

  • G. Schmid: Malerei bis 1450. In: K.M. Swoboda (Hrsg.): Gotik in Böhmen. München 1969, S. 167-321
  • J. Fajt (Hrsg.): Karl IV. Kaiser von Gottes Gnaden, Kunst und Repräsentation des Hauses Luxemburg 1310-1437. Katalog zur Ausstellung auf der Prager Burg 2006. Deutscher Kunstverlag 2006, S. 486f. 489f.
  • Miniatur zunächst 1969 von G. Schmidt als das Werk des Ruth-Meisters identifiziert dann umgedeutet in M. Thomas, G. Schmidt: Die Bibel des Königs Wenzel. ADEVA, Graz 1989
    • Wenzelsbibel. Band 7: Chronik II, Esra I, Esra II. Akademische Druck-u.Verlagsanstalt, Graz 1987. Vollständige farbige Faksimile-Ausgabe der Bücher Chronik II, Esra I und Esra II aus der Wenzelsbibel: nach den Codices Vindobonenses in Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Vindob. 2761, fol. 32–112. Wiedergabe der 162 Seiten (81 Blatt).
    • Wenzelsbibel: König Wenzels Prachthandschrift der deutschen Bibel Band 7: Paraliponemon II, Esdras I und Esdras II. Harenberg,. Dortmund 1990. Verkleinerte Faksimile-Ausgabe nach dem Original in der österreichischen Nationalbibliothek Wien, Cod. 2760, erläutert von H. Appuhn
    • F. Jelinek: Die Sprache der Wenzelsbibel in ihrem Verhältnis zu der Sprache der wichtigsten deutscher Literatur- und Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren im XIV. Jahrhundert und der kaiserlichen Kanzlei der Luxemburger: ein Beitrag zur Geschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache. Hilarianische Druckerei, Görz 1898
    • Harald Horst: Prachtbibeln des Mittelalters -Wertvolle Bibelhandschriften und –drucke aus dem 11.-16. Jahrhundert. Ausstellung der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf in Verbindung mit Heinz Urselmann zum “Jahr der Bibel 2003” (Einführung). Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, Düsseldorf 2003
    Normdaten: PND: 13385342X (PICA) | WP-Personeninfo}

    Meister der Heiligen Sippe der Ältere –




    Meister der Heiligen Sippe d.Ä.: Sippenaltar, ca. 1420Der Ältere Meister der Heiligen Sippe (Meister der Heiligen Sippe d. Ä.) war ein mittelalterlicher Maler, der ungefähr von 1410 bis 1440 in Köln oder Umgebung tätig war. Da sein wahrer Name unbekannt ist, wurde ihm ein Notname gegeben, nach seinem Hauptwerk, einem dreiteiligen Altarbild. Dieses Triptychon zeigt im Mittelteil die Heilige Sippe, also Mutter und Kind Jesus umgeben von ihren Vorfahren.Der Meister wird der Ältere genannt, um ihn von einem kurz nach ihm ebenfalls im Köln des Mittelalters tätigen Maler zu unterscheiden, dem sogenannten Jüngeren Meister der Heiligen Sippe, dessen Hauptwerk ebenfalls das Motiv der Heiligen Familie darstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Der Stammbaum Jesu als Wurzel Jesse war ein beliebtes mittelalterliches Motiv. Das daraus abgeleitete Bild des Älteren Meisters der Heiligen Sippe aber ist in seiner Art eine der frühesten Darstellungen einer Heiligen Familie. Es hebt die sonst vor allem in frühmittelalterlicher Ikonografie übliche Beschränkung der Personen auf zentrale, fast statische Figuren auf und führt auf engem Raum eine zahlenreiche Gruppe von Menschen in bewegtem Dialog zusammen - in einem lebhaften „Familientreffen“ im Garten”[1].

    Die Malweise des Ältereren Meisters der Heiligen Sippe wird als Weicher Stil bezeichnet, wie er ab 1400 von Kölner Malern wie dem Meister der Veronika benutzt wurde[2]. Der Stil offenbart sich unter anderem in der Darstellung einer Mutter-Kind-Beziehung und zeigt die besondere Verehrung der Gottesmutter und Madonna seiner Zeit[3].Es wird angenommen, dass der Ältere Meister der Heiligen Sippe in Köln eine größere Werkstatt betrieb, deren Mitarbeiter von seinem Stil und dem von anderen oberrheinischen Meistern beeinflusst wurden. Als ein Mitarbeiter gilt der Meister der Darmstädter Passion[4]

    • Sippenaltar, Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, WRM 59
    • Schmerzensmann Sammlung H. Kisters [1]
    • Flügelaltärchen, Darmstadt, Hessisches Landesmuseum
    • Himmelfahrt Christi und Aufnahme Marias in den Himmel, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum

  • R. Kritschel: Bild der 29. Woche - 19. bis 25. Juli 2006 Familientreffen im Garten, Wallraf-Richartz-Museum 2006
  • A. Willberg: Die Punzierungen in der Altkölner Malerei Punzierungen in Kölner Tafelbildern des 14. und 15. Jahrhunderts. Inaugural-Dissertation Köln 1997. DART-Europe E-theses Portal Ref. 961941731 S. 22
  • vgl. Weicher Stil In: Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann. Hartmann 1997
  • A. Willberg: Die Punzierungen in der Altkölner Malerei Punzierungen in Kölner Tafelbildern des 14. und 15. Jahrhunderts. Inaugural-Dissertation Köln 1997. DART-Europe E-theses Portal Ref. 961941731 S. 22
    • R. Kritschel: Bild der 29. Woche - 19. bis 25. Juli 2006 Familientreffen im Garten. Wallraf-Richartz-Museum: WRM 59 (aufgerufen 26. September 2009)
    • A. Willberg: Die Punzierungen in der Altkölner Malerei Punzierungen in Kölner Tafelbildern des 14. und 15. Jahrhunderts. Inaugural-Dissertation Köln 1997. DART-Europe E-theses Portal 961941731
    • Frank Günter Zehnder, Gotische Malerei in Köln, Altkölner Bilder von 1300-1550, 2.Aufl. Köln 1993

    • W. Esser: Die Heilige Sippe. Studien zu einem spätmittelalterlichen Bildthema in Deutschland und den Niederlanden. Dissertation, Bonn 1986
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    Meister der Perle von Brabant –




    Flügelaltar "Perle von Brabant"Als Meister der Perle von Brabant (nl. Meester van de Parel van Brabant) wird ein um 1470 tätiger niederländischer Maler bezeichnet. Der Notname des namentlich nicht sicher bekannten Künstlers kommt von einem von ihm geschaffenen Triptychon. Dieser kleinformatige Flügelaltar ist als Perle von Brabant bekannt und stellt im Mittelteil die Anbetung der Könige, auf dem linken Flügel Johannes den Täufer und auf dem rechten Flügel den heiligen Christophorus dar. Das Werk war wohl ein Altar zur privaten Andacht.befindet sich heute in der Alten Pinakothek von München. Der Meister der Perle von Brabant wird heute meist als Dieric Bouts identifiziert. Es wurde aber auch vorgeschlagen, dass das Werk nur eine Arbeit aus der Werkstatt von Bouts sein könnte, eventuell von seinem Sohn, der diese 1475 übernommen hatte.Der Altar wurde 1827 von König Ludwig I. von Bayern zusammen mit weiteren Bilder gekauft und kam so nach München

    • K. Voll: Die Altniederländische Malerei von Jan van Eyck bis Memling. München 1905, S 124ff.
    • E. Panofsky et. al.: Altniederländische Malerei Ihr Ursprung und Wesen Köln 2001

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