Theoderich von Prag –

Theoderich von Prag (auch Theodoricus de Praga, Dittrich, Dětřich oder Jetřich; erwähnt von 1359 bis 1368) war Hofmaler des Kaisers Karl IV.

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Der hl. Hieronymus (um 1370, Nationalgalerie Prag)


Der hl. Gregor (um 1370, Nationalgalerie Prag)Erstmalig wird Theodorik im Buch der Prager Malerbrüderschaft aus dem Jahre 1348 erwähnt. Dort findet man den Eintrag „Primus magister Theodoricus unum grossum.“ Theodorik gilt also als erster Meister dieser Brüderschaft. Eine weitere historische Quelle sind die Hradschiner Stadtbücher. Zum Jahr 1359 wird Theodorik hier bereits „malerius imperatoris“ genannt. Zu diesem Zeitpunkt war er also schon Hofmaler in den Diensten des Königs von Böhmen und römischen Kaisers Karls IV. Außerdem wird in den Hradschiner Stadtbüchern „das Haus des kaiserlichen Malers Theodorik“ angeführt. Theodorik war also in Prag ansässig und ihm gehörte ein Haus auf dem Hradschin (Hradschin bezeichnet den Hügel auf dem die Prager Burg steht). Aufgrund seiner beruflichen und gesellschaftlichen Stellung am Hofe war Theodorik in dem Maße wirtschaftlich unabhängig, dass er ein eigenes Haus besaß. Zum 3. Oktober 1359 steht in den Hradschiner Stadtbüchern der Eintrag:„… Anno domini MoCCCo L IX die tertia mensis octobris … in domo Judicis in Hradczano. Nos Heymanus Judex recognoscimus tenorem presencium quod … discretus vir dominus Theo-doricus dictus Zelo domum suam quam habet et habuit in Hradczano vendidit cum curia et …“Ob der erwähnte Theodoricus, genannt Zelo, identisch ist mit dem Meister Theodorik ist nicht gewiss, aber möglich. Der Zuname Zelo ist böhmischen Ursprungs. Wenn mit Theodoricus, genannt Zelo, und Meister Theodorik dieselbe Person gemeint ist, dann wäre die böhmische Herkunft unbestreitbar. Für diese These gibt es aber keinen Objektiven historischen Nachweis. Die Quelle für die Erkenntnis über das Werk Theodoriks ist eine Urkunde Karls IV. vom 28. April 1367. In ihr wird Theodorik als „pictor noster et familiaris“ bezeichnet. Es wird also wieder betont, dass er der kaiserliche Maler und Hofmann war. Ihm wird der Dank ausgesprochen „für die künstlerische und feierliche Bemalung der königlichen Kapelle auf dem Karlstein.“ Der Gründungs- und Weihbrief beweist, dass die erwähnte Kapelle am 9. Februar 1365 vom zweiten Prager Erzbischof, Johann Ocko von Wlaschin, eingeweiht wurde. Man kann davon ausgehen, dass die künstlerische Arbeit Theodoriks in der Kapelle zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen war. Gemeint ist die Heiligkreuzkapelle auf Burg Karlstein.Viele richtungsweisende Meister in der europäischen Malerei des Hochmittelalters nördlich der Alpen bleiben der Kunstgeschichtsschreibung oft anonym. Die erwähnten Quellen und verlässliche Dokumente verraten jedoch viel über Meister Theodorik und es kann kein Zweifel bestehen, dass er der Künstler ist, welcher verantwortlich war für die künstlerische Ausgestaltung der Heiligkreuzkapelle auf der Burg Karlstein. Sein Werk ist hier in seinem ganzen Umfang und seinem zeitlichen Zusammenhang erfasst, während sich keine Spuren seines Schaffens vorher oder nachher erhalten haben.

Seine ersten Werke malte er vermutlich auf dem königlichen Palast in Prag. Zu seinen herausragenden Werken gehört die Ausstattung der Kapelle des Hl. Kreuzes auf der Burg Karlštejn mit insgesamt 129 gotischen Zeichnungen. Diese Bilder gehören heute zu den besterhaltenen gotischen Werken weltweit. Ihm wird auch das Bild des Prager Erzbischofs Johann Očko von Wlašim zugeschrieben, auf dem Karl IV. kniend dargestellt wird. Die Perfektion und feine Pinselstriche waren für damalige Zeit einzigartig. Besonders die Gesichter der dargestellten Personen wichen vom gotischen Schema ab und wurden plastisch dargestellt.

  • Vlasta Dvořáková: Mistr Theodorik, Prag 1967
  • Jiří Fajt: Magister Theodoricus ISBN 80-7035-160-8
  • Jiří Fajt, Jan Royt: Magister Theodoricus - Hofmaler Kaiser Karls IV. Die künstlerische Ausstattung der Sakralräume auf Burg Karlstein. (Ausstellung Prag, St.-Agnes-Kloster, 12. November 1997 - 26. April 1998, stark gekürzte dt. Ausgabe des tschechischen Ausstellungskataloges). Prag, 1997. ISBN 80-7035-162-4
  • Jiří Fajt: Magister Theodoricus - dvorní malíř císaře Karla IV - umělecká výzdoba posvátných prostor hradu Karlštejna.(Ausstellung Prag, St.-Agnes-Kloster, 12. November 1997 - 26. April 1998). Prag, 1997. ISBN 80-7035-142-X
  • Gustav E. Pazaurek: Theoderich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37. Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 708–710.



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Nelkenmeister –




Freiburger Nelkenmeister: Anbetung der Drei Hl. Könige, um 1479


Berner Nelkenmeister: Johannes der Täufer in der Wüste, um 1495Nelkenmeister bezeichnet eine Gruppe anonymer spätgotischer Maler, die zwischen 1479 und 1510 in schweizerischem Gebiet tätig waren. Sie signierten ihre Bilder noch nicht wie später weitgehend üblich namentlich, jedoch unterzeichneten sie ihre Bilder jeweils mit zwei geschnittenen Nelken in roter und weisser Farbe oder auch manchmal eine Nelke mit Rispe. Der Gruppe werden ca. 30 Gemälde – alle mit religiösen Motiven – zugeordnet, die in ihren Werkstätten wohl zuerst in Basel und dann Bern, Baden, Solothurn und Zürich entstanden.

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Eventuell war das Nelkensymbol anfänglich Zeichen einer Marienverehrung und der Passion Christi oder sogar einer Art Bruderschaft dieser Maler[1] . Zuerst also vielleicht ein Zeichen mit mystischer Bedeutung kann es sich dann zu einem reinen „Markenzeichen“ einer eigenständigen eidgenössischen Malerschule entwickelt haben, mit dem sich die Meister von anderen im schweizerischen Raum tätigen Malern aus anderen Regionen unterscheiden konnten. Das Nelkensymbol ist erstmals auf dem Hochaltarbild der Franziskanerkirche in Freiburg im Üechtland (Fribourg) zu finden.

Hauptwerk und Ausgangspunkt der Gruppe ist das Hochaltarbild eben dieser Franziskanerkirche, das wohl alle anderen Werkstätten kannten, es wurde von einer Basler Werkstatt für Freiburg ausgeführt. Es können dann neben diesem Werk und seinem Meister nachfolgend Werkgruppen unterschieden werden als Berner Werkgruppen, Zürcher Werkgruppen und Werke mit Nelke und Rispe [2].

Die Werke der Nelkenmeister mit ihrer selbstbewussten Signatur zeigen hochstehendes, noch traditionsbewusstes handwerkliches Niveau im Übergang der Spätgotik zur Renaissance. Ihr Stil ist weniger durch ausschmückendes Detail sondern durch strenge Komposition und zurückhaltende Dramatik gekennzeichnet[3], also durch die Andeutung einer Wende im gotischen Stil der Region[4].

  • vgl. insb. C. Gutscher-Schmid: Nelken statt Namen. Die spätmittelalterlichen Malerwerkstätten der Berner Nelkenmeister. Benteli 2007
  • so C. Gutscher-Schmid: Nelkenmeister. In: Datenblatt des Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft. Online (aufgerufen 15. September 2009)
  • S. Lüken: Die Verkündigung an Maria im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht 2000, s. 192
  • vgl. z.B. A. Stange: Deutsche Malerei der Gotik. Band 7. Oberrhein, Bodensee, Schweiz und Mittelrhein in der Zeit von 1450 bis 1500. Deutscher Kunstverlag 1955
    • A. Stange: Deutsche Malerei der Gotik. Band 7. Oberrhein, Bodensee, Schweiz und Mittelrhein in der Zeit von 1450 bis 1500. Deutscher Kunstverlag 1955
    • C. Gutscher, V. Villiger: Im Zeichen der Nelke. Der Hochaltar der Franziskanerkirche in Freiburg i.Ü.. Benteli 1999
    • C. Gutscher-Schmid: Nelken statt Namen. Die spätmittelalterlichen Malerwerkstätten der Berner Nelkenmeister. Benteli 2007



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    Benedikt Dreyer –

    Benedikt Dreyer (* vor 1495; † nach 1555) war ein deutscher Bildschnitzer und Maler.Dreyer ist nach einer Gesellentätigkeit in Lüneburg (1506/07) durch Hausbesitz in Lübeck bis 1555 urkundlich nachgewiesen. Aus seiner Hand geschaffene Altäre, der Antonius-Altar (ca. 1522) aus der abgerissenen Kirche des Burgklosters, der Schnitzaltar in der Lendersdorfer Pfarrkirche und ein Altar aus der Kirche von Tramm, sind Bestandteil der großartigen Sammlung mittelalterlicher sakraler Kunst im St.-Annen-Kloster in Lübeck. Außerdem werden ihm im Heiligen-Geist-Hospital Gottvater mit dem toten Christus sowie die Wappenschilde der England-, Bergen- und Nowgorodfahrer (heute im St.-Annen-Museum) zugeschrieben. Ein weiterer Altar Dreyers aus der Kirche von Birket auf der dänischen Insel Lolland befindet sich im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen.1533/34 schuf Dreyer eine Kanzel mit reformatorischen Bildmotiven für die Marienkirche. Das nur drei Jahre nach Durchführung der Reformation in Lübeck entstandene Kunstwerk ist eines der ältesten und bedeutendsten Bildwerke der Reformationszeit in Norddeutschland. 1699, als die Marienkirche eine neue Kanzel im Barockstil erhielt, wurde die Kanzel nach Zarrentin am Schaalsee verkauft, wo sie heute noch in der Kirche Zarrentin genutzt wird.

    • Tamara Thiesen: Benedikt Dreyer - Das Werk des spätgotischen Bildschnitzers. Kiel 2007, ISBN 978-3-937719-57-3



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    Giunta Pisano –




    Giunta Pisano, Kruzifix, Pisa, Museo Nazionale di San MatteoGiunta Pisano (auch Giunta da Pisa) war ein in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts tätiger italienischer Maler des Spätmittelalters. Als seine Meisterwerke gelten seine gemalten Kruzifixe, deren Darstellung von Christus und andere Figuren von italo-byzantinischer Kunst beeinflusst sind. Diese sind einige der ersten großflächigen Werke dieser Art[1].

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    Giunta Pisano malte beeinflusst von Byzantinischer Kunst, vor allen sind seine Werke verwandt mit der Ikonenmalerei des Konstantinopel in mittelbyzantinischer Zeit.

    Giunta Pisano ist einer der wenigen italienischen Maler vor 1300, von dem schon der eigentliche Name bekannt ist, da er ihn in Inschriften einigen seiner Werke beigegeben hat. So ist in Bologna auf einem der von ihm gemalten Kruzifixe folgender lateinischer Text zu lesen: "Cuius docta manus me pixit Junta Pisanus" (Deutsch "Aus der kunstfertigen Hand des Giunta Pisano"); der Maler weist mit dieser "Signatur" auf diesem, einem der ersten großflächigen Kreuzesbilder der Zeit auf seine individuelle Kunstfertigkeit hin[2].

  • vgl. W. Schöne: Giottos Kruzifixtafeln und ihre Vorgänger. In H. Möhle (Hrsg.): Festschrift Friedrich Winkler. Mann 1959, S. 49-63
  • vgl.. dazu und zu weiterer Deutung dieser Inschrift: T. Burg: Die Signatur: Formen und Funktionen vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert, Kunstgeschichte Bd.80. Lit-Verlag 2007, S. 273
    • E. Benezit:: Dictionnaire des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs et Graveurs. Librarie Gründ (Paris) 1976. ISBN 2-7000-0153-2 (Französisch)
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