Meister von Delft –




Meister von Frankfurt (Mittelteil), Meister von Delft (Seitenflügel): Annentripichon der Delfter Familie van Beest, ca. 1514, Suermondt-Ludwig-Museum, AachenMit Meister von Delft wird ein Maler der Gotik bezeichnet, der ab ca. 1490 und wohl bis um 1520 im Norden der Niederlande tätig war. Der namentlich nicht bekannte Künstler wurde zuerst als Maler z.B. der Seitenflügel eines Altares anerkannt,[1] den der Delfter Bürgermeister Dirk van Beest um 1514 beim Meister von Frankfurt in Auftrag gegen hatte.[2] Er wurde dann schließlich wegen der in den ihm ebenfalls weiter zugeordneten Bildern vorkommenden wiederkehrenden Bezugs zu Delft als Meister von Delft bezeichnet.[3][4] Der Meister nutzt z.B. Delfter Kirchen als Hintergrundmotive oder malt für Stifterfamilien aus der Stadt. Die so dargestellten lokalen Motive wie z.B. die 1496 fertiggestellte Kirche Nieuwe Kerk werden mit zur Datierung seines Schaffens benutzt.

Inhaltsverzeichnis

Eine Reihe von dreiteiligen Flügelaltären (Triptychons) werden dem Meister von Delft zugeschrieben.[5] Allgemein in der Kunsthistorik als sein Werk anerkannt sind z.B.
  • Triptychon mit Szenen der Passion Christi, The National Gallery; London, ca 1500/1510
  • Triptych mit Jungfrau mit Kind und Heiligen und Stiftern, Rijksmuseum Amsterdam, ca. 1500-10
  • Annentripichon der Delfter Familie van Beest, Seitenflügel, ca. 1514, Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
  • Triptychon mit Kreuzigungsszene, Wallraf-Richartz-Museum, Koeln, um 1520
Dem Meister von Delft werden auch einige Holzschnitte zugeschrieben.

Stilistisch kann man eine Verwandtschaft des Meister von Delft zum Meister der Virgo inter Virgines erkennen,[6],, der ebenfalls gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Delft tätig gewesen sein soll. Des Weiteren sollen in seinem Werk Einflüsse von Lucas van Leyden und dessen Lehrer Cornelis Engelbrechtsen erkennbar sein, erkennbar z.B. am Vergleich mit Motiven und Stil von um 1490 veröffentlichten Holzschnitten von van Leydens.

Die lebhafte und volksnahe Darstellung der Figuren in zeitgenössischer Tracht und bürgerlicher Pracht z.B. in den Kreuzigungsszenen des Meister von Delft zeigt die Nähe seiner Interpretation der christlichen Motive zu den von Thomas von Kempen vertretenen Aufrufen zum Leben in Nähe und Nachfolge Christi, eine Lehre, wie sie in der Region um Delft populär geworden war und auch in der Motivwahl anderer zeitgenössischer Maler gesehen werden kann. Auch die prominentere Einbindung der Stifter und ihrer Familien in die Gesamtkompistion beginnt zu dieser Zeit, die eine unmittelbarere Nähe des Volkes zum Göttlichen und Heiligen darzustellen beginnt.

  • z.B. von M. J. Friedländer (Burlington Magazine 1913) noch unter andererem Behelfsnamen Meister des Brownlow-Triptychons nach einem Londoner Werk bezeichnet
  • vgl. z.B. C. Vogt: Meister von Frankfurt, Meister von Delft: das Annentriptychon der Delfter Familie van Beest im Suermondt-Ludwig-Museum. Aachen, Museen der Stadt Aachen 2002
  • vgl. z.B. M. J. Friedländer: Altniederländische Malerei. Bd. 10: Lucas van Leyden und andere holländische Meister seiner Zeit. Berlin, P. Cassirer 1932
  • U. Thieme, F. Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 37. Leipzig, E. A. Seemann 1909/1950 S. 78
  • vgl. M. J. Friedländer: Altniederländische Malerei. Bd. 10 Lucas van Leyden und andere holländische Meister seiner Zeit. Berlin, P. Cassirer 1932
  • Master of Delft. In: The Concise Grove Dictionary of Art. Oxford, Oxford University Press 2002 (Online-Ausgabem aufgerufren Mai 2010)
  • Normdaten: PND: 124521088 (PICA) | WP-Personeninfo}

    Meister des Ushaw 10 –

    Als Meister des Ushaw 10 (Englisch Master of Ushaw 10) wird der mittelalterliche Buchmaler bezeichnet, der um 1409 wohl in Flandern ein Stundenbuch illuminiert hat. Der Notname dieses namentlich nicht bekannten Künstlers wurde aus dem heutigen Aufbewahrungsort dieses Manuskripts, dem Ushaw College der Universität von Durham in England, und seiner Referenznummer (MS. 10) abgeleitet.

    Inhaltsverzeichnis

    Es wird vermutet, dass der Meister des Ushaw 10 in einer Werkstatt mit mehreren Künstlern tätig war. Ihm selbst oder den anderen sogenannten Meistern der Ushaw-Gruppe werden weitere Buchillustrationen der Periode zugeordnet[1], z.B. ein Stundenbuch (Ms. 5) in der Sammlung des University College Oxford. Durch Datierung des Manuskript in Ushaw in zeitgenössischen Quellen auf 1409 [2] und Datierung des Oxford-Manuskriptes auf 1400 wird die bekannte Schaffensperiode der Künstler eingegrenzt. Da sich ihre Ikonographie, ihr Stil und ihre Komposition nur geringfügig von in Brügge tätigen anderen Werkstätten unterscheidet[3] kann diese Stadt als ihr eventuelles Schaffenszentrum vermutet werden.

    Der Export von Stundenbüchern der Buchmaler z.B. nach England zeigt die Beliebtheit dieser Form des Gebetbuches auch in dieser Region[4] bis in die Tudor-Zeit und ihrer Kirchenreformation. Die Werke der Gruppe sind Beispiele, wie sich in der Gotischen Buchmalerei kommerziellere Ateliers auf die Erstellung solcher Werke für den Gebrauch in der Privatandacht entwickelt hatten.Kunsthistorisch sind die Werke der Ushaw-Gruppe weiter Beispiel des Beginns einer kleinformatigen realitätsnahen Malerei in Flandern noch vor van Eyck. Auch zeigen sie z.B. den Einfluss solcher flämischer Buchmaler im ganzen europäischen Raum auf den Stil der nachfolgenden Malergenerationen und ihrer Tafelbilder.

  • vgl. dazu z.B. L. M. C. Randall et. al.: Medieval and Renaissance Manuscripts in the Walters Art Gallery, Band III Belgium 1250-1530. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1997
  • M. Smeyers: Flämische Buchmalerei. Vom 8. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Welt des Mittelalters auf Pergament, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1999, S. 204
  • E. Bertram-Neunzig: Das Flügelretabel auf dem Hochaltar der Dortmunder Kirche St. Reinoldi - Untersuchungen zu seiner Gestalt, Ikonographie und Herkunft. Dissertation (2004), Philosophischen Fakultät der Universität Köln. Online aufgerufen Februar 2010
  • E. Duffy: Marking the hours: English people and their prayers 1240-1570, Riddell Lectures 2002. Yale University Press, 2006
    • M. Smeyers (Hrsg.): Vlaamse Miniaturen voor van Eyck (Tentoonstellingscatalogus Corpus of Illuminated Manuscripts. Low Countries Series 4) Peeters, Leuven,/Louvain 1993
    • M. Smeyers: Flämische Buchmalerei. Vom 8. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Welt des Mittelalters auf Pergament. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1999
    • M. T. Orr: Illustration as Preface and Postscript in the Hours of the Virgin of Trinity College MS. B. 11. 7. Gesta, Vol. 34, No. 2 (1995), S. 162-176 (Vergleich eines anderen Werkes mit Ushaw 10)
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    Meister von 1477 –




    Meister von 1477: Kalvarienberg, DetailAls Meister von 1477[1] wird ein namentlich nicht bekannter Maler der Spätgotik bezeichnet, der in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts in Augsburg tätig war. Er erhielt seinen Notnamen nach einer Jahreszahl auf einem seiner Bilder. Zusammen mit Thomas Burgkmair (1444-1523) wird er als ein wichtiger Einfluss auf die anderen Maler der Augsburger Spätgotik gewertet[2].

    • Kreuzigung Christi, Städtische Kunstsammlungen, Augsburg

  • U. Thieme u. F. Becker, H. Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Unveränderter Nachdruck der Originalausg. Leipzig, 1907 – 1950 Bd. 37. Deutscher Taschenbuch-Verlag, 1992.
  • E. Buchner: Die Augsburger Tafelmalerei der Spätgotik. Beiträge zur Geschichte der deutschen Kunst II, Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance, München 1928
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    Meister der Berliner HerpinHandschrift –

    Als Meister der Berliner Herpin-Handschrift wird der spätmittelalterliche Zeichner benannt, der eine Handschrift der Historie von Herzog Herpin von Burges und seines Sohnes mit 175 Federzeichnungen und 72 Initialen versehen hat[1]. Das im 15. Jahrhundert entstandene Manuskript beschreibt das legendäre Leben des Herpin, eines französischen Adeligen und Kreuzritters des 11. Jahrhunderts, und befindet sich heute in der Staatsbibliothek zu Berlin[2]. Es ist eine der erhaltenen Abschriften des durch Elisabeth von Nassau-Saarbrücken um 1437 nach der Vorlage einer französischen Handschrift ins Deutsche übersetzte Chanson de geste Herpin[3].Der namentlich nicht bekannte Meister der Berliner Herpin-Handschrift konnte nur die Illustrierungen von den 426 Seiten der ersten Hälfte des Manuskriptes vollenden. Auf den folgenden 460 Seiten sind dann 65 Seiten noch freigelassen und einige mit Vorzeichnungen versehen, aber wohl aus Zeit- oder Geldmangel oder anderen Gründen nicht mit Illustrationen versehen und fertiggestellt. Dies gibt jedoch heute einen Einblick in die Arbeitsweise der Illustratoren im Mittelalter[4].

  • vgl. zur Anzahl der Zeichnungen W. Kibler et. al.: Lion de Bourges: poème épique du XIVe siècle, Band 1. Genf 1980, Introduction (Französisch)
  • ms. germ. Fol. 464
  • Nacherzählung bei Karl Simrock: Die deutschen Volksbücher. Band 11. Frankfurt a. M., 1865, 214-445 Herzog Herpin
  • I. Beth: Federzeichnungen der Herpin-Handschrift in der K. Bibliothek zu Berlin. In: Jahrbuch der Königlich Preussischen Kunstsammlungen, 29. Bd., (1908), S. 264-275
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