Meister von Ambierle –

Als Meister von Ambierle wird der Maler aus der Werkstatt des Rogier van der Weyden bezeichnet, der die 1466 fertiggestellten Bilder des Passionsaltars aus der Kirche St. Martin in Ambierl in der Region um Lyon geschaffen hat. Die kurz nach dem Ableben van der Weydens beendeten Bilder in Öl auf Holz dieses namentlich nicht bekannten Künstlers sind die Flügel eines mehrteiligen Altars, dessen geschnitzter Mittelteiles im offenen Zustand mit mehr als 50 Figuren Szenen aus der Passion Christi darstellt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Grisaillen von vier Heiligen und einer Verkündigungsszene schmücken die Außenseite der Flügel des Altars, diese Bilder des Meister von Ambierle sind also in dessen geschlossenen Zustand zu sehen. Im geöffneten Zustand umgeben die Flügel den zentralen Teil mit seinen farbigen Bildern von Heiligen wie Barbara.[2] Des Weiteren sind zwei gemalte kleinere Engelfiguren in der Innenseite oberhalb der geschnitzten Teile zu sehen. Auf einem der rechten Flügel ist der Stifter des Altars mit dem Erzengel Michael dargestellt.

Ambierle liegt in der französischen Region Forez, die im Mittelalter Teil der Region Lyonnais war. Der Altar wurde laut einer Inschrift on Michel de Chaugy gestiftet[3][4], einem Berater von Philipp III., Herzog von Burgund und Graf von Flandern. Dies erklärt die Herkunft des gesamten Altares aus einer Werkstatt in Flandern, denn de Chaugy war nachweislich in Brüssel für Phillip tätig, gab dort den Altar um 1460/1466 in Auftrag und vermachte ihn 1476 dann testamentarisch der Kirche in Ambierle.

Es wurde versucht, beim Meister von Ambierle die Hand von Rogier van der Weyden selbst zu erkennen und ihm eventuell sogar auch die Holzfiguren und deren Bemalung zuzuschreiben.[5] Obwohl van der Weyden sicherlich den Aufttrag zum Altar noch selbst erhalten hatte, wird der Altar in der Regel anderen Künstlern zugeordnet. Van Weyden hatte bis zu seinem Tod eine gutgehende Werkstatt in Brüssel aufgebaut, die nach seinem Tod wohl unter der Führung seines Sohnes Pieter die noch ausstehenden Werke komplettierte und auch weiterhin die große Nachfrage nach Bildern in Stile des Vaters belieferte. Der Meister von Ambierle trug sicherlich seinen Teil zur Aufarbeitung der Aufträge bei. Es wurde zuletzt vorgeschlagen, dass er der Künstler mit Namen Vrancke van der Stock (1420–1495) sein könnte.[6]

  • vgl. z.B. J. Dupont: Le Retable d'Ambierle. In: Gazette des Beaux Arts. Band XX, 1938, S. 281 oder M. Vivier: Le retable de la Passion d'Ambierle. Ambierle, 1986
  • K. Voll: Die Altniederländische Malerei Von Jan Van Eyck Bis Memling. Ein Entwicklungsgeschichtlicher Versuch. Poeschel & Kippenberg, Leipzig 1906
  • siehe z.B. R. Didier: Les retables sculptés des anciens Pay-Bas importés en France. In: C. Prigent (Hrsg.): Art et société en France au XVe siècle Paris. Maisonneuve & Larousse 1999, S, 555
  • siehe auch E. Schlumberger: Le admirable retable d'Ambierle rétabli à sa place originelle. In: Connaissance des arts. 1965,155, S. 22–28
  • siehe dazu A. Maskell: Wood Sculpture. London Kessinger, Methuen 1911, nach L. Maeterlinck: Rogier van der Weyden et les imagiers de Tournai. Gazette des Beau-Arts (532ème livraison) 1901
  • M. R. de Vrij: Vrancke van der Stockt en het retabel van Ambierle. In: Jaarboek van het Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen. 1998, S. 209–231
    • Der Meister von Ambierl (Le Maître d'Ambierle) – Abbildung der Innen- und Aussenseite des Altares vom Ambierl bei dem Fremdenverkehrsportal (Portail régional) der Region Forez (Französischer Text)
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